Neue On-Demand Mobilitätsdienstleistungen, beispielsweise Ridepooling oder Ridehailing, sind Mobilitätsangebote, die mit der bestehenden Mobilitätslandschaft einer Stadt oder Region in vielfältiger Art und Weise in Wechselwirkung stehen. Doch wie findet man als Entscheidungsträger:in heraus, ob solche Dienstleistungen in den gegebenen Rahmenbedingungen überhaupt in Frage kommen und die gewünschten verkehrspolitischen Effekte erzielt werden?
Gemeinsam mit Volkswagen Group Strategy, der Simunto GmbH und nxt Engineering GmbH wurde eine Cloud-Applikation namens MIA entwickelt. MIA steht für Mobility Impact Analyzer und bietet eine einheitliche, datengestützte Analyse von Mobilitätsdienstleistungen auf Grundlage Szenario-gestützter agenten-basierter Simulationen an. Die Applikation unterstützt vom Entscheidungsprozess bis hin zur operativen Ausplanung einer Mobilitätsdienstleistung mit einer intuitiven und durchgängigen Analyse und Visualisierung.
Drei Zieldimensionen vereint: ökologisch, ökonomisch und sozial
Die Wirkungen neuer Mobilitätsangebote können äußerst vielfältig sein und tangieren dabei ökologische, ökonomische und soziale Zieldimensionen. MIA ermöglicht es, alle drei Zieldimensionen stets widerspruchsfrei im Blick zu halten und das städtische Mobilitätssystem gemeinsam mit Entscheidungsträger:innen in Städten, Kommunen, Verkehrsverbünden oder Nahverkehrsunternehmen ganzheitlich zu analysieren sowie durch individuelle Lösungsansätze nachhaltig positiv zu verändern.
Im Mittelpunkt steht dabei der Mensch mit seinen vielfältigen soziodemographischen Eigenschaften und individuellen Mobilitätsbedürfnissen. MIA ermöglicht die durchgängige digitale Erprobung einer Mobilitätsdienstleistung von der Analyse über die Konzeption bis hin zur virtuellen Betriebssimulation in manuellen oder autonom-fahrenden Flotten in einem repräsentativen Mobilitätsabbild der Stadt und dessen Umfeld. Die Simulation kann mittels verschiedener Parameter wie beispielsweise Flottengröße, Preis, verkehrspolitische Push-Maßnahmen wie Tempolimits, Einfahrverboten oder City-Mauts, Servicegebiete und -zeiten, Fahrzeuggröße sowie Ladeinfrastruktur durchgespielt werden.
Die Technik hinter MIA
In MIA können disaggregierte Datensätze mittels API oder Weboberfläche hochgeladen und in Echtzeit verarbeitet werden. Es stehen diverse Chartfunktionen zur Verfügung, die den Datenanalysten:innen tiefe Einblicke in statistisch aufbereitete Kenngrößen geben. MIA setzt auf Seite der Eingangsdaten auf einfach strukturierte, offene Datenformate (z.B. CSV und GeoJSON), die von nahezu allen marktüblichen Mobilitätssimulationen produziert und konvertiert werden können. Im Fokus der Nutzung und besonders geeignet für die detaillierte Abbildung neuer Mobilitätsdienstleistungen ist die quelloffene und somit methodentransparente Simulationssoftware MATSim, die MOIA bereits in einer Vielzahl von Projekten einsetzt und durch eigenes Engagement aktiv weiterentwickelt.
Hochgeladene Daten eines oder mehrerer Mobilitätsszenarien können flexibel für vorgegebene Gebiete gefiltert, pivotiert und im tageszeitlichen Verlauf betrachtet werden. Bestehende lokale Schwachstellen, z.B. im öffentlichen Nahverkehr, können somit gezielt identifiziert und durch intelligente Angebotsintegration verbessert werden.
Kernaussagen und Indikatoren eines Mobilitätsszenarios können mit ergänzenden Videos, Bild oder Textbeiträgen hinterlegt werden. So können mithilfe des MIA maßgeschneiderte On-Demand Szenarien mit einer der jeweiligen Zielgruppe angepassten Komplexität anschaulich aufbereitet und visualisiert werden.
Wo MIA bereits zum Einsatz kommt: Hamburg, Hannover, Graz und München
Bislang wurden mit der MIA nicht nur die Städte Hamburg und Hannover simuliert, in denen MOIA bereits einen Ridepooling-Service etabliert hat, sondern die Applikation kommt auch für Projekte in Graz und München zum Einsatz.
So wird im Steirischen Zentralraum gemeinsam mit der Organisationsberatung Quintessenz und der Technischen Universität Graz überprüft, inwiefern Ridepooling für die Stadt Graz und Umland attraktiv ist. Die Konzeption des Projekts erfolgt in enger Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren wie der Stadt Graz und der Holding Graz. Ziel ist es, ein breites Spektrum an Mobilitätsbedürfnissen abzudecken und so zu einer ganzheitlich nachhaltigen Mobilität in der Steirischen Zentralregion beizutragen. Die bisherigen Bemühungen der Region im Bereich Shared Mobility bilden eine wichtige Grundlage, die wir mit unserer Expertise für flächendeckendes Ridepooling ergänzen.
In München arbeitet MOIA in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München (TUM) und dem Beratungsunternehmen dmo – digital mobilities consultants – an einem Konzept, das den Ausbau der Shared Mobility forciert. Das Ziel ist es, gut ein Viertel der Wege, die die Menschen bislang im motorisierten Individualverkehr pro Tag in München zurücklegen, perspektivisch auf geteilte Mobilitätslösungen zu verlagern. Dafür werden in den kommenden Monaten im Auftrag der Landeshauptstadt und in enger Abstimmung mit den relevanten Stakeholdern wie der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) oder dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) Szenarien entwickelt. Sie zeigen auf, wie ein Ridepooling-Service in München aussehen könnte, welche Konfigurationen möglich sind, welche Entwicklungspotenziale er hätte und welche Auswirkungen er auf das Gesamtverkehrsgeschehen in der Landeshauptstadt hätte.
Mit MIA stellen wir ein wichtiges Werkzeug zur Verfügung, um die heutige Mobilitätslandschaft besser zu verstehen und gemeinsam maßgeschneiderte On-Demand Mobilitätsdienstleistungen zu entwickeln. Die Cloud-Applikation zeigt den Weg in die autonome Ridepooling-Zukunft und lässt sich auch auf weitere Städte anwenden.
Unter dem Dach MOIA Mobility Consulting bietet MOIA Expertise im Bereich Mobilitätsforschung und -beratung an, die sich auf datengestützte Analysen und Simulationen von Ridepooling-Betriebskonzepten ausrichtet. Lassen Sie sich von unseren Experten und Expertinnen beraten.