Europa bietet einen starken Ridepooling Markt
Ridepooling als eine von vielen Mobilitätslösungen hat das Potenzial, Städte zu lebenswerteren und sichereren Orten zu machen. Seit 2019 wirken wir bei MOIA mit unserem Leuchtturmprojekt in Hamburg daran mit. Doch nicht nur in der Hansestadt wird Ridepooling als zukunftsweisende Mobilitätslösung erkannt. In ganz Deutschland findet Ridepooling zunehmend Anklang. So hat sich laut VDV (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen) die Zahl der Ridepooling-Dienste hierzulande zwischen den Jahren 2019 und 2022 auf eine Anzahl von rund zehn auf über 80 gesteigert. Doch wie sieht das Angebot an On-Demand Transport-, Ridepooling-, Microtransit- oder DDRT-Services in Europa aus und welches Potenzial steckt dahinter? In diesem Artikel geben wir einen Überblick über den europäischen Markt.
Großes Potenzial für Ridepooling in Europa
Gesamteuropa bietet aufgrund großer Ballungsgebiete ein hohes Kundenpotenzial für On-Demand Transport-, Ridepooling-, Microtransit- oder DDRT-Services. Auch wird die Nachfrage durch den Wunsch getrieben, Lücken in bestehenden Mobilitätsangeboten zu schließen. Vor allem, wenn Ridepooling einen sinnvollen Mehrwert gegenüber den bestehenden Verkehrsträgern bietet, wird der Markt von starkem Wachstum geprägt bleiben.
Gesetzgebung rund um Ridepooling
In Europa sind die Gesetze zum Ridepooling von Land zu Land unterschiedlich, da der Transportsektor hauptsächlich auf nationaler Ebene reguliert wird. Während einige Länder – etwa Deutschland innerhalb des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) und die Niederlande – spezielle Paragrafen für Ridepooling-Dienste eingeführt haben, haben andere Länder diese Dienste unter die bestehende Taxi- und Mietwagen-Gesetzgebung gestellt. Darunter etwa Frankreich und Großbritannien. Dieser Unterschied sorgt dafür, dass die angebotenen Services durchaus unterschiedlich sind. Denn die Gesetze stellen nicht immer die gleichen Nutzungsszenarien in den Fokus.
Wer fährt wo in Europa?
Ridepooling-Dienste sind vor allem in den europäischen Großstädten weit verbreitet und bieten in den Metropolen eine praktische Alternative zu herkömmlichen öffentlichen Verkehrsmitteln. Vermehrt sind in der jüngsten Vergangenheit allerdings auch Projekte in ländlichen Regionen gestartet, in denen es keinen oder nur sehr unregelmäßig verkehrenden Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gibt. Dazu ein Überblick:
Ridepooling in Deutschland
Mit der Novelle des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) im Jahr 2021 wurde erstmals ein rechtssicherer Rahmen für On-Demand-Angebote geschaffen. Ob als Teil des ÖPNVs oder gebündelter Bedarfsverkehr: Diese Gesetzesänderung erweist sich als äußerst erfolgreich und zeitgemäß, wie der starke Anstieg von Projekten verdeutlicht. Zu Beginn des Jahres 2019 gab es etwa ein Dutzend solcher On-Demand-Angebote.
Bis Ende 2022 gab es bereits mehr als 80 Projekte. Von diesen neuen Projekten werden laut des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) 85 Prozent als Linienbedarfsverkehr gemäß § 44 PBefG genehmigt. Allerdings handelt es sich bei den meisten Umsetzungen noch um Pilotprojekte, für die eine langfristige Finanzierungsgrundlage für den Regelbetrieb fehlt.
Hierzulande gibt es mehrere Anbieter von On-Demand-Lösungen. Bei direkt buchbaren Fahrten hat sich MOIA in Städten wie Hamburg und Hannover einen Namen gemacht und bietet effiziente und umweltfreundliche Fahrdienste für Gruppen von Passagieren an, die eine ähnliche Route haben. Daneben gibt es Unternehmen, die Lösungen in Kooperation mit öffentlichen Betreibern im ÖPNV anbieten.
Ridepooling in Frankreich
In Paris haben sich vor allem Ridepooling-Anbieter etabliert, die ihre Dienste für Pendelnde anbieten. So soll im Einklang mit der neuen Gesetzgebung für die Befahrung der Innenstadt eine attraktive Alternative zur Nutzung des eigenen PKWs geboten werden. Die Services legen ihren Fokus zudem darauf, die absolute Zahl der Fahrzeuge in Paris zu reduzieren. Eins der Unternehmen bietet zum Beispiel neben Software-Lösungen für On-Demand im ÖPNV auch Lösungen für Unternehmensmobilität, Schülerverkehr und Krankenfahrten an.
Dabei liegt der Fokus nicht nur auf Paris, sondern nimmt auch eine Vielzahl an Kommunen in den Fokus. Ein anderer Anbieter hat seinen Fokus vor allem auf ländlichen Gebieten, die mit digitalen On-Demand-Lösungen an urbane Zentren angeschlossen werden. Randgebiete und Vororte werden so vor allem in Nebenzeiten besser angeschlossen. Der Dienst wird dabei als Full-Service angeboten: Von der digitalen Infrastruktur bis hin zum fahrergebundenen Bus.
Vereinigtes Königreich
Besonders in London fokussieren sich die Services auf Angebote, die eine umweltfreundlichere Alternative zu Taxis und privaten Mietfahrzeugen darstellen. Auch für den Gütertransportsektor kleiner Gewerbe haben sich Angebote gebildet, die auch dem Carpooling zugerechnet werden können. Im Gewerbesektor gibt es hier zwei Player. Weiter nördlich in und um Birmingham wird ebenfalls eine kleine Zelle mit bedarfsgesteuerten Verkehrssystemen (DRT) entwickelt. Die Mobilitätsdienstleistungen reichen von Carpooling-Fahrgemeinschaften bis hin zu festen Strecken als ÖPNV-Ergänzung und bedarfsgesteuerten Mikrotransitlösungen. Auch in Schottland gibt es ein DRT-Cluster. Die 16-sitzigen Minibusse werden dort zu den Hauptverkehrszeiten eingesetzt und sollen den Nahverkehr in Randgebieten unterstützen.
Ridepooling in Europa: Spanien
Spanien zeigt noch viele leere Flecke auf der Ridepooling-Landkarte. In Madrid gibt es nur ein großes Projekt, dazu kommen lokale Einzeldienste als Testpiloten. In Barcelona gibt es ebenfalls einen Service. Zum Kern der dortigen Technologie gehören drei Hauptkomponenten: Eine intuitiv bedienbare App, ein Routing-System und ein zentrales Verwaltungswerkzeug, das die Steuerung der Flotte so reibungslos wie möglich macht. Spannend ist dabei, dass Fahrgäste dort bestehende Öffentliche Verkehr-Abos nutzen oder direkt beim Fahrpersonal zahlen.
Ridepooling in Italien
In Italien sind im Gebiet der Emilia-Romagna und in Norditalien Services aktiv. Von Mailand bis hinunter nach San Marino und Florenz gibt es gut zehn Großraum-Projekte, die vom ÖPNV-unterstützenden Regelservice bis hin zum On-Demand-Verkehr bis in die Nachtstunden hinein reicht.
Schweiz: Ridepooling
Auch in der Schweiz gibt es einige Projekte. Dort wird auf viele DRT-Hotspots vertraut, im Vergleich zu Einwohnerzahl und Fläche. Doch mit dem Postbus-Verkehr war die Schweiz schon traditionell ein Ridepooling-Land – eine Tradition, die nun ins digitale Zeitalter fortführt und ergänzt werden soll.
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